Dustin Lang
Nach dem Schulabschluss stehen blinde und sehbehinderte junge Menschen oft vor der Frage: Ist eine Ausbildung in der speziell ausgestatteten Werkstatt eines Berufsbildungswerkes das Richtige? Oder eröffnet eine betriebliche Ausbildung in einem Unternehmen bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt? Mit dem Programm „VAmB“, der „Verzahnten Ausbildung mit Berufsbildungswerken“, ist beides möglich: Junge Menschen absolvieren den ersten Teil ihrer Ausbildung am LWL-Berufsbildungswerk Soest (BBW Soest) und sammeln anschließend in einem Unternehmen praktische Berufserfahrung. Nicht selten wird aus dem Praktikumsplatz nach der Ausbildung eine feste Arbeitsstelle – wie bei Dustin Lang. Eine Erfolgsgeschichte.
Dustin Lang nimmt ein rundes Metallstück aus einer Kiste und legt es vor sich auf den Tisch. Mit einer Bügelmessschraube prüft er den Durchmesser des Werkstücks, bevor er es sorgfältig in die computergesteuerte Drehmaschine einspannt. Für den nächsten Arbeitsschritt nimmt der junge Mann, der eine Sehbehinderung hat, sein Smartphone zu Hilfe. Er aktiviert die Kamera, hält das Handy über das eingespannte Bauteil und vergrößert die Darstellung mit zwei Fingern. Er nickt: Das Teil sitzt genau richtig, er kann die Maschine anstellen und mit der Bearbeitung beginnen.
Der 23-Jährige hat Anfang 2019 am LWL-Berufsbildungswerk Soest (BBW Soest) seine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker abgeschlossen. Seitdem ist er fest bei dem Unternehmen LIDU, Maschinenbau Lienenbrügger in Dülmen, angestellt. Dass die Zusammenarbeit gut klappt, wissen beide Seiten aber schon länger: Im Rahmen des Programms „Verzahnte Ausbildung mit Berufsbildungswerken“ (VAmB) hat Dustin Lang einen Teil seiner Ausbildungszeit in dem familiengeführten Unternehmen absolviert.
„Seine Leistungen haben uns sofort überzeugt“
Am Anfang dieser Erfolgsgeschichte stand ein vierwöchiges Praktikum. Nach seiner Zwischenprüfung vor der Industrie- und Handelskammer wollte Lang in der Werkstatt eines Betriebs neue Erfahrungen sammeln. „Ich habe nach passenden Firmen rund um meinen Heimatort Dülmen gesucht und mich dann bei LIDU um einen Praktikumsplatz beworben“, blickt er zurück. In dem Maschinenbau-Unternehmen arbeiteten seinerzeit schon mehrere Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen. Mit sehbehinderten Mitarbeitern hatten die Vorgesetzten allerdings noch keine Erfahrungen. „Wir haben uns entschlossen, es auszuprobieren, und haben Dustin zugesagt“, sagt Personalsachbearbeiterin Anne-Katrin Wiggermann. „Das war die richtige Entscheidung: Seine Leistungen und sein Einsatz haben uns vom ersten Tag an überzeugt.“
So wurde aus der vierwöchigen Kennenlernphase ein Langzeitpraktikum. Das Besondere bei VAmB: Die Teilnehmer bleiben Auszubildende des BBW Soest, werden eng begleitet und bei Bedarf gecoacht. Auch Dustin Lang wurde während der Verzahnten Ausbildung regelmäßig von seinem BBW-Ausbilder besucht, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand und die Ausbildungsinhalte mit dem Unternehmen abstimmte. Vor seiner Abschlussprüfung nahm Lang an der Prüfungsvorbereitung im BBW Soest teil.
Werkzeuge mit digitaler Anzeige
Auch von den Kolleginnen und Kollegen bei LIDU und von seinem Vorgesetzten Jürgen Schindler bekam und bekommt der junge Zerspanungsmechaniker viel Unterstützung. „Die Zusammenarbeit im Team ist toll“, sagt Lang. „Auch wenn ich jetzt nicht mehr in der Ausbildung bin, lerne ich immer noch ständig etwas dazu. Wenn ich zum Beispiel neue Teile bearbeite, kann ich die Kollegen mit langer Berufserfahrung immer um Rat fragen.“
Bei der praktischen Umsetzung braucht Dustin Lang dagegen keine Hilfe. Er bedient „seine“ CNC-Drehmaschine eigenverantwortlich, bereitet sie für neue Serienaufträge vor und passt die Werkzeuge exakt an die Bauteile an. Sein Arbeitsplatz unterscheidet sich nur in einem Punkt von denen seiner Kollegen: Seine Werkzeuge und Messmittel verfügen über eine digitale Anzeige, die an seine Sehbehinderung angepasst ist, so dass er sie leicht ablesen kann.
Gerade ist das erste Bauteil einer neuen Serie fertig geworden. Dustin Lang nimmt wieder seine Smartphone-Kamera zu Hilfe und prüft das Teil akribisch von allen Seiten. „Keine Kanten oder Macken, es ist gut geworden“, sagt er und lächelt. „Solche Erfolgserlebnisse motivieren mich immer wieder für die nächsten Herausforderungen.“
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Hier finden Sie weitere Informationen zur „Verzahnten Ausbildung mit Berufsbildungswerken.